Die Unsicherheit rund um Kerndämmung und Feuchtigkeitsproblemen ist groß. Wir werden regelmäßig gefragt, ob eine Einblasdämmung zu Feuchtigkeitsschäden führen kann.
Viele Hausbesitzer und Bauinteressierte sind verunsichert, wenn es um die Frage geht, ob Kerndämmungen in zweischaligen Mauerwerken zu Feuchtigkeitsschäden führen können. Es kommen immer Fragen auf, die aus dem Glauben herrühren, dass eine Hohlschicht vor Feuchtigkeitsproblemen schützt. Auch gab es in der Vergangenheit hierzu unterschiedliche DIN Vorgaben durch deutsche Behörden.
Um Licht in diese Thematik zu bringen, werden in diesem Beitrag die relevanten deutschen DIN-Normen sowie ausführliche Langzeitstudien vorgestellt, die sich intensiv mit der Frage von Feuchtigkeit und potenziellen Schäden auseinandersetzen. Wir danken den Fachverbandes für Einblasdämmung für die Aufarbeitung der Quellen.
Historischer Expertenstreit und die Entwicklung der DIN-Normen
Ein langanhaltender Expertenstreit in Deutschland führte zu einer Verunsicherung hinsichtlich der Wirksamkeit von Kerndämmungen in zweischaligen Mauerwerken. Seit den 1950er Jahren gab es konträre Ansichten zwischen den Normen DIN 1053, welche eine Belüftung solcher Mauerwerke vorschrieb, und der DIN 4108, die diese Belüftung in Frage stellte. Untersuchungen zeigten, dass der Feuchtigkeitsgehalt in der Außenschale bei belüfteten Wänden höher war als bei unbelüfteten. Erst 1996 neigte sich der Streit zugunsten der bauphysikalischen Argumente der DIN 4108. Der Leiter des Fraunhofer-Instituts Holzkirchen dazu: „Die Überbewertung der Belüftung führte zu dieser Situation. Dabei ergibt eine einfache Abschätzung, dass die Feuchtemenge, die bei den außretenden Differenzen der relativen Luftfeuchte von Spaltluft und Außenluft und den sehr geringen Luftbewegungen in der Belüftungsschicht ein kleiner Bruchteil der Feuchtemenge ist, die unmittelbar über die Oberfläche der Vormauerschale abgeführt werden kann.“ [1]
Positive Erfahrungen und Langzeitstudienergebnisse
Mit den 1990er Jahren kam ein Umschwung: Energiesparhäuser mit dicker Kerndämmung wurden verbreitet gebaut, ohne dass Feuchteschäden festgestellt wurden. Eine umfangreiche Untersuchung mit 164 Wohnhäusern in den Niederlanden bestätigte, dass Kerndämmungen keine Feuchtigkeitsschäden bei fachgerechter Verarbeitung von den richtigen Dämmstoffen verursachten. Die Studie untersuchte Gebäude in denen die Kerndämmung 5 Jahre alt war und sie zeigte, dass selbst bei Wänden, die der Witterung ausgesetzt waren, keine Feuchtigkeitsschäden feststellbar waren. Die Mehrheit der Bewohner bewertete die Dämmung positiv. Die Studie resümiert: „Im Durchschnitt ergab sich ein durchweg akzeptables Allgemeinbild. Spuren von Feuchtigkeitsschäden waren nirgends vorhanden, obwohl bei fast allen Objekten die geöffnete Wand zur „Wetterseite" hin orientiert war. Ebenso wurde nirgends durchfeuchteter Dämmstoff angetroffen. Zeichen einer Zerstörung durch chemische Wirkung oder durch biologische Einflüsse (Schimmelbefall) wurden nicht festgestellt. Die Mehrzahl der Hausbewohner hat die jeweilige Dämmung als durchaus positiv beurteilt.“ [2]
Wichtiger Hinweis zu Dämmstoffen
Interessant ist hierbei, dass Schäden ausschließlich bei Dämmstoffen auftraten, die heutzutage nicht mehr verwendet werden. Bei den in der Studie untersuchten, modernen Dämmstoffen wie Glaswoll-, Steinwollflocken und Hartschaumgranulaten traten keinerlei Feuchtigkeitsschäden auf. Dies galt übrigens nicht für Dämmstoffe wie Perlite oder Zellulose. Diese Erkenntnis ist besonders relevant, da sie zeigt, dass die Wahl des richtigen Dämmmaterials entscheidend für die Vermeidung von Feuchtigkeitsproblemen wie z.B. Schimmel ist.
Faszinierende Ergebnisse der Feuchtemessungen
Die Feuchte von Baustoffen wird durch den Wasserdampfgehalt der Umgebungsluft bestimmt. In den untersuchten Gebäuden war der Feuchtegehalt der Dämmstoffe überraschend niedrig, teilweise bis zu 98% unter der erwarteten Gleichgewichtsfeuchte. Dies widerlegte die Annahme, dass die Kerndämmung die Taupunkttemperatur beeinflussen würde. Tatsächlich blieben die Vormauerschalen trockener als bei belüfteten Ausführungen, da die Strömung feuchter Luft unterbunden wurde.
Kann eine Kerndämmung der Fassade niemals Schäden verursachen?
So einfach ist es nun leider auch wieder nicht. Eine Fassadendämmung sollte nicht durchgeführt werden, wenn es schon Feuchtigkeitsprobleme innerhalb des Mauerwerkes gibt. Hierzu ist es wichtig, dass die Immobilie vorab in eine Endoskopie untersucht wird. Hier erfahren Sie mehr zu dem Thema und auch wie wir von Dämmung Nord sicher gehen, dass Ihre Immobilie gedämmt werden kann.
Sollte Ihre Immobilie einem besonders hohen Maß an Wind und Regen ausgestzt sein oder die Fassade schon älter sein, kann es außerdem Sinn machen die Fassade nach der Dämmung mit einer diffusionsoffenen Cremé zu Hydrophobieren, sodass keine Feuchtigkeit mehr nach innen gelangen kann aber trotzdem Wasserdampf von Innen noch nach Außen gelangen kann.
Fazit: Moderne Kerndämmung als sichere Lösung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass moderne Kerndämmungen, wenn fachgerecht ausgeführt, nicht zu Feuchtigkeitsschäden führen, insbesondere wenn die Fassade danach noch hydrophobiert wird. Die historischen Bedenken sind durch aktuelle Forschungsergebnisse und praktische Erfahrungen weitgehend ausgeräumt. Somit stellt die Kerndämmung in zweischaligen Mauerwerken eine effektive und sichere Methode zur Energieeinsparung und zur Vermeidung von Feuchtigkeitsschäden dar.
Autor: Mate Rumstein
Über den Autor Mate Rumstein:
Mate Rumstein verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung als Industrieisolierer und hat in dieser Zeit zahlreiche Projekte unterschiedlicher Größen geleitet. Seine Karriere startete er als Bauleiter bei RS Isolierung GmbH, bevor er als Isolierer und Bauleiter zur A.S. Dämmtechnik GmbH in Hamburg wechselte. Dort spezialisierte er sich auf Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierungen. Über die Jahre hat Mate Rumstein umfassende Kenntnisse in verschiedenen Bereichen der Dämmung erworben und gilt als zuverlässiger Experte in seinem Fachgebiet.
[1] DIN 4108, Wärmeschutz im Hochbau, Ausgabe 1952
[2] Ernst K. H. Wulkan, Das Verhalten von Dämmstoffen in nachträglich verfülltem zweischaligen Mauerwerk mit Lufschicht, in: Bauphysik 4/1983
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